Essays/Analysen
Auf Anfrage der ACTOR-Verwaltung der University of McGill, Montréal, Kanada – Bewertung von Forschungsfragen für 11 Kompositionen von Studierenden im Rahmen einer halbjährige Seminarreihe an der UCSD.
Anton Webern: Concert for 9 Instruments op. 24 - aus der schriftlichen Arbeit für die Qualifikationsexamen im Rahmen der Promotion an der UCSD.
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San Diego, USA, April-Juni 2020
San Diego, USA, 28. Mai 2019
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Igor Stravinsky: Symphonies of Wind Instruments (1920) - aus der schriftlichen Arbeit für die Qualifikationsexamen im Rahmen der Promotion an der UCSD.
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San Diego, USA, 28. Mai 2019
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La Monte Young: The Well-Tuned Piano (1964) - aus der schriftlichen Arbeit für die Qualifikationsexamen im Rahmen der Promotion an der UCSD.
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San Diego, USA, 28. Mai 2019
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Jean-Claude Risset: Sud (1985) - aus der schriftlichen Arbeit für die Qualifikationsexamen im Rahmen der Promotion an der UCSD.
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San Diego, USA, 28. Mai 2019
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Kaija Saariaho’s Orion for orchestra (2002), a collaborative analysis.
-Diese Analyse wurde auf Saariaho’s Wunsch in die Sammlung ihrer Werke der Sacher Stiftung, Basel‚ Schweiz, aufgenommen. |
San Diego, USA, 21. März 2019
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Karlheinz Stockhausen, Harmonien, 5th hour from Klang (2006), for Bass Clarinet or Flute or Trumpet, an analysis.
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Leipzig, 6. Februar 2013
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Programmhinweise (alphabetisch aufgelistete Werktitel)
Blur (2024)
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Dieses Stück, zusammen mit Composites in a Stratified Field, ist das Ergebnis eines Forschungsstipendiums für Komposition, das ich im Januar 2023 von der Kunststiftung NRW erhalten habe. Während eines Zeitraums von einem Jahr habe ich aus dem Bereich der Malerei geforscht und zwei Kunstwerke ausgewählt, die mich dazu inspirierten, zwei neue Kammermusikwerke zu komponieren.
Blur wurde inspiriert von Riva degli Schiavone, Venice: Water Fête des britischen Malers J. M. W. Turner (1775 – 1851). Dieses Gemälde “Festival in Venedig” gehört zu der Sammlung seiner Venedig Kunstwerke und wurde wahrscheinlich im Jahr 1845 gemalt. Es handelt sich um ein unvollendetes Gemälde, das nie ausgestellt wurde, und das Turner wahrscheinlich über ein anderes Bild malte und dieses mit dickem Pigment verdeckte. Der Aspekt des Gemäldes, der mir besonders stark aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass die dargestellte Szene lebendig ist und eine vielfältige feiernde Menschenmenge einbezieht, gleichzeitig aber in einem dichten Dunst eingeschlossen bleibt. Dies entsteht durch die Verschmelzung von Wasser und Licht in ständiger Bewegung. Dieser besondere Aspekt erzeugte interessante Klänge in meiner Imagination, als würde ein wichtiger Vorfall noch immer von einem fernen Ort und einer fernen Zeit widerhallen. Ein digitales Bild des Gemäldes ist unter folgendem Link zu finden: https://www.tate.org.uk/art/artworks/turner-riva-degli-schiavone-venice-water-fete-n04661 |
Chordal permutations and a note descending (2014)
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Dieses Stück wurde für den Posaunisten und Freund Andreas-Rolandos Theodorou geschrieben. Die Form wird durch das Nebeneinander von zwei verschiedenen musikalischen Prozessen generiert: das Aufklappen einer langsam absteigenden chromatischen (Klang-) Linie, die den Tonumfang der Posaune (von C5 bis E2) nutzt, und eine systematische Permutation einer Reihe von drei Akkorden, die in die Streichinstrumente versandt werden. Sie wurde von dem Gewidmeten zusammen mit Panagiotis Tziotis (Violine I), Eugenios Zimbai (Violine II), Angela Giannaki (Viola) und Angelos Liakakis (Cello) in der Deutschen Evangelischen Christuskirche am 24. Mai 2015 in Athen uraufgeführt.
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Composites in a Stratified Field (2013)
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Dieses Stück, zusammen mit Blur, ist das Ergebnis eines Forschungsstipendiums für Komposition, das ich im Januar 2023 von der Kunststiftung NRW erhalten habe. Während eines Zeitraums von einem Jahr habe ich aus dem Bereich der Malerei geforscht und zwei Kunstwerke ausgewählt, die mich dazu inspirierten, zwei neue Kammermusikwerke zu komponieren.
Es basiert auf Composition – 1978 des Dänen Malers Per Kirkeby (1938 – 2018). In diesem habe ich mit verschiedenen Klangtexturen gearbeitet, die von Fragmenten inspiriert wurden – charakteristischen Figuren, die auf der Leinwand entstehen. Diese Klangtexturen entstehen aus verschiedenen Kombinationen der Schlaginstrumente und der Marimba, mit komplexem Klangprofil. Sie ergeben sich aus der unterschiedlichen Farbkomposition des Gemäldes und erscheinen gewissermaßen als widersprüchliche Kräfte. Ein digitales Bild des Gemäldes ist unter folgendem Link zu finden: https://www.tate.org.uk/art/artworks/kirkeby-composition-t13845 |
Five Glimpses of a Strange Dream (2017)
I. Night guest II. Unknown creature III. Diabolique IV. Shimmering light V. Dust |
Dieses Stück zeigt fünf kurze Momentaufnahmen eines Traums von April 2017. Er umfasste unbekannte Bilder und ein bemerkenswertes Szenario mit vielfältigen metaphysischen Auswirkungen. Dieses Werk hatte eine erhebliche persönliche Wirkung auf mich und hat meine Überlegungen in Hinsicht auf Kompositionen geprägt. Die einzigartige Kombination von Kindheitserinnerungen, zyklischen Flügen zu unterschiedlichen Zeiten über Landschaften, einen riesigen schwarzen Hund, ein weißer Engel mit Geiergesicht in blendendem Licht und Lucifer, inspirierten mich dieses Werk zu komponieren.
Das gesamte Material basiert auf einem sechs Stimmen Aggregat. Davon werden neun weitere abgeleitet, die eine einfache Abfolge von Faux-bourdon-Dreiklängen bilden, die sich auf einem immobilen Dominantseptakkord bewegen. Diese neun Akkorde werden nicht funktional verwendet und sind mit neun Buchstaben des lateinischen Alphabets verbunden. Die fünf Instrumente des Ensembles bilden fünf horizontale Ströme, welche Abfolgen dieser Buchstaben freigeben, wobei jeder Buchstabe entweder als Akkord oder als aus diesem Akkord abgeleitete Melodie ertönt. In der weiteren Entwicklung des Werkes, treten vertikale Aufreihungen identischer Buchstaben auf, die sich auf den Konsonanz-/Disonanzgrad der Vertikalitäten auswirken. Dies geht mit dem unerwarteten Verschwinden einiger Teile dieses Puzzles einher, das von Intuition geleitet wird. Dieser fünfschichtige Prozess stellt ein mysteriöses Spiel von Öffnungsfenstern dar, das auf einer rhythmischen Talea addierter Dauern organisiert wird. |
Fractures and Permutations (2021)
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Das ist mein erstes Werk, welches das elektronische Medium nutzt und basiert auf der Idee, dass eine einzelne Phrase, welche sich aus einer Sequenz metrischer Längen zusammensetzt, in ihre Einzelteile zerlegt werden kann, und durch ständig neue Anordnung die vollständige Komposition erzeugen kann. Die ursprüngliche Phrase, die ich zu diesem Zweck konstruiert habe, hat eine symmetrische Form von sieben Takten, mit der folgenden Länge von viertel-Taktschlägen: 3-4-3-1-3-4-3. Die Kompositionsidee, die ich umgesetzt habe, ist diese Symmetrie einige Male zu wiederholen, während die Position des kürzesten ¼ Takts in einer zick-zack Bewegung innerhalb des metrischen Rasters verändert wird. In dieser Struktur, erscheinen eine Vielfalt von kurzen Klanggesten in der Violine, welche aus verschiedenen Gruppierungen von insgesamt 17 Tonhöhen geformt sind, sowie aus intuitiven rhythmischen Auswahlen. Diese Gesten konfrontieren sich gegenseitig in einer brutalen Art und Weise, innerhalb des geschlossenen Raums.
Die Hauptideen, die ich in dem elektronischen Teil dieses Stücks untersuche, sind subtile Manipulationen der Klanglokalitäten in der Geigestimme, sowie die Verräumlichung. Für deren Verwirklichung habe ich hauptsächlich mit weißem Geräusch, Filtern und Reverberationen gearbeitet. Ich habe außerdem beide Ideen mit der metrischen Struktur des Stücks verbunden und mit dem zyklischen Konzept in verschiedenster Weise. Ich habe ein Pd Patch entwickelt, das zwei Lautsprecher nutzt. Für dessen Entwicklung habe ich regelmäßig mit Prof. Miller Puckette zusammengearbeitet, dem ich meine Dankbarkeit ausdrücken möchte, für sein unschätzbares Mentoring und seine Hilfe seit Beginn dieses Projekts. |
From the Chymical Wedding of Christian Rosenkreuz (2017)
I. The visitor II. The departure III. Awe |
Das Buch “Chymische Hochzeit – Christiani Rosencreutz anno 1459” wird häufig als das Dritte der originalen Manifeste der mysteriösen Fraternität des Rosenkreuzes beschrieben und gilt als Inspirationsquelle für Dichter, Alchemisten und Träumer, da es einen bemerkenswerten Reichtum an symbolischen Vereinigungen und Bildern widerspiegelt.
Dieses Stück basiert auf dem ersten Kapitel des Buches, “Der erste Tag”, in dem die schockierende Erscheinung eines weiblichen Engels in der privaten Kammer des Erzählers beschrieben wird. |
Jupiter (2020)
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In dem von Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim dreiteiligem Buch “De occulta philosophia (1531)” sind magische numerische Quadrate einer Ordnung von 3 bis 9 enthalten, die sieben Planeten zugeordnet sind - Saturn, Jupiter, Mars, Sol (Sonne), Venus, Merkur, Luna (Mond). Dieses Buch wurde in einer Vielzahl von Ritualen eingesetzt, um den Einfluss dieser Planeten und ihre Engel/Dämonen Einheiten hervorzubringen.
Dieser Satz an Quadraten bildet in den letzten Jahren mein Hauptinteresse, und ich arbeite auch daran, ihn in meine künftigen Werke einzubinden. Für dieses Stück nutze ich das Quadrat von Jupiter in der 4. Ordnung, welches die Zahl 34 in allen Reihen, Spalten und Diagonalen umfasst. Es umfasst auch kleinere Unterquadrate desselben Betrags. Ich stützte mich im Zeitbereich des Werks auf Dauern und Satzlängen, die aus diesem Pool numerischer Beziehungen extrahiert wurden. Das Stück entfaltet eine melodische Spirale von 87 zentralen Tonhöhen, die mit einem F # 4 beginnt und in einem tiefen Bb0 am Klavier endet. Jeder der spiralförmigen Tonhöhen klingt nur einmal in derselben Oktave und wird jedes Mal einem anderen Instrument des Ensembles zugeordnet, in der Regel in einer lauten Dynamik, so dass eine Art Vordergrund der harmonischen Textur gebildet wird. Der Hintergrund besteht aus 12 sechsstimmigen Akkorden mit hohem Disonanzgrad, welche harmonische Felder um die Tonhöhen der melodischen Spirale schaffen. In einer ansonsten statischen harmonischen Umgebung wird eine konstante Erneuerung des Klangs durch die Wechselwirkung zwischen einer strikten Verteilung von register- und instrumentabhängigen spiralförmigen Tonhöhen und der freieren Verteilung der Tonhöhen der Akkorde erreicht. Das Klavier hat gegen Ende des Stücks gegenüber den anderen Instrumenten des Ensembles an Dominanz gewonnen, da ihm auch ein anspruchsvolles Solo zugewiesen wurde. Unmittelbar danach erklingt die letzte Tonhöhe der Spirale (Bb0) immer wieder und laut auf dem Klavier und führt das gesamte Ensemble zu einem zusammengepressten Höhepunkt. Der Ton verdampft unwiderruflich in Stille, wie ein schwaches Bild. |
Knast (2010)
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Knast stellt einen C # verminderten Septakkord einem F # dur gegenüber. Beide unterliegen unterschiedlichen parallelen Transformationsprozessen: der verminderte Septakkord verändert sich ständig intern, während der Dur Akkord nach einem Viertelton aufwärts oder abwärts transportiert wird. Im mittleren Teil des Stücks ändern bestimmte musikalische Gesten diese Transformationen. Die metrischen Muster, der Intervallgehalt und die Aggregate hängen von einer unveränderlichen vorkomponierten Matrix ab. Die drei Instrumente folgen einem strengen rhythmischen kanonischen Verfahren.
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Machinelle (2017)
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Machinelle wurde während meiner Zeit in der “Pianist-Composer Collaboration residency” des Banff Centre for the Arts (Kanada) im Sommer 2017 komponiert. Es zeichnet sich in einer zweiteiligen Form ab, die ich in meinen letzten Werken sehr oft verwende: das Stück beginnt mit einer strengen rhythmischen Struktur, die als “Vorwand” dient, um später durch das Einführen eines stärkeren Elements vollständig zerstört zu werden. Dieses zweite Element besteht in der Regel aus freiem Material und verhält sich wie ein “Eindringling” in die frühere Struktur. Dies spiegelt sich in aggressiven, schnell wechselnden Dreiklängen beider Klaviere wider, die in sich verriegelnde rhythmische Muster entwickeln, so dass sie wie eine einzige Klangquelle wahrgenommen werden.
Die Uraufführung fand am 4. August 2017 mit Kyle Adam Blair (Klavier I), Yuhao Chen (Klavier II) und Nathan Petitpas (Schlagzeug) in der Rolston-Recital Hall des Banff Centre for the Arts statt. |
Machinemode (2018)
I. Crisscross II. Clocks III. Tune up IV. Decompress |
Die instrumentale Kombination von Klavier und Schlagzeug ist eine wiederkehrende Präferenz in meinem neuesten Werk, da sie meiner Meinung nach ein sehr starkes Potenzial in Bezug auf die akustische Identität, die rhythmische Klarheit und die klare Darstellung der von mir verwendeten Kompositionsideen birgt. Untersuchungen, die sich in einigen meiner früheren Werke entwickelt haben, wie beispielsweise rhythmische Taleas, magische Quadrate ausgelegt auf Dauer, Palindrome und gleichzeitige Ströme identischer (zeitlich asynchroner) Ereignisse, bilden die grundlegenden Bezugspunkte für das Stück. Weitere wichtige Elemente und Ideen sind das unerwartete Einfügen von Musikmaterial, welches bereits zuvor im musikalischen Diskurs gehört wurde, und die nicht funktionale Verwendung der Tonalität.
Das Stück wurde speziell für Dimitris Paganos Koukakis (Klavier) und Sean Dowgray (Schlagzeug) komponiert. Es entstand aus der laufenden Kollaboration mit den beiden Musikern und wurde am 20. Mai 2018 an der UCSD uraufgeführt. |
Massiv (2012)
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Der Titel der Komposition bezieht sich auf ein festes, massives und riesiges Klangobjekt. Die musikalische Struktur entfaltet sich gegen eine durch langsam wechselnde Cluster enstandene Schicht, die sich über den gesamten Ambitus erstreckt. Die Blechblasinstrumente liefern Zeichensetzung, die aus Säulen in Oktaven mit geringen Intervallabweichungen bestehen. Diese Zeichensetzungen führen auch zu einer zeitlichen Fluktuation gegenüber einem etablierten rhytmisch-metrisch-strukturellen Raster. Ein melodisches Muster der Holzbläser ist der Garn, der die verschiedenen musikalischen Formationen verbindet, die durch die Wechselwirkung von gleichzeitigen Prozessen und Interaktionsmodellen erzeugt und durch vorkomponierte Matrizen kontrolliert werden.
Das Stück wurde zweimal am 29. und 30. September 2012 im Großen Saal der Hochschule für Musik und Theater “Felix Mendelsson Bartholdy” Leipzig mit dem Symphonieorchester der Hochschule aufgeführt. |
Monodromic (2021)
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Mein zweites Klavier-Solo Stück ist die erste große Form die ich komponiert habe, nach einer langen Zeit, in der ich kleinere Stücke produziert habe. Für dieses Stück habe ich starke Inspiration in einem imaginären visuellen Raum abstrakter Natur gefunden, welches mir fruchtbare Ideen lieferte, insbesondere für das strukturelle Design des Werks, in Bezug auf die Idee des Zyklus.
Ich kann nicht sagen, welche Faktoren letztendlich dazu beigetragen haben dieses Bild in meinen Gedanken zu kreieren. Ein Aspekt der allerdings eine wichtige Rolle dabei gespielt hat ist sicherlich, dass dieses Bild zu einer Zeit der sozialen Isolation erschien, nach einer kreativen Blockade. Dies geschah im Januar 2021 während des Lockdowns in San Diego, aufgrund der Pandemie. Ich sah einen dunklen geschlossenen Raum, in dem Objekte, die kaum sichtbar waren, auf dem Boden lagen. In diesem Raum, durchbrach ein großer kegelförmiger Lichtstrahl den Raum durch einen kleinen Riss von der Decke. Gleichzeitig traten kleinere Lichtstrahlen in den Raum aus verschiedenen Richtungen, und der Ursprung dieser Lichtstrahlen konnte nicht genau lokalisiert werden. Deren Größe und Durchmesser waren sehr verschieden, aber einige Unterscheidungen zwischen lang, kurz, dick und/oder dünn konnten gemacht werden. Für mich schien es allerdings so, dass nur der große Lichtstrahl aus der Decke kam und alle anderen entweder von den vier Wänden des Raums oder von dem Boden projektiert wurden. Die Zahl der Strahlen war insgesamt 12 und das generelle visuelle Bild war verzerrt, da einige der Strahlen die versteckten Objekte auf dem Boden berührten und damit Diffraktionen des Lichts an Stellen auf den vier Wände erzeugten. Dieses visuelle Bild war schwarz-weiss und von geometrisch abstrakter Natur und der psychologische Effekt den dieses Bild in mir erzeugte war andauernde und ungelöste Spannung. Die Form des Stücks ist ein Hybrid zwischen episodisch und zyklisch und für dessen Verwirklichung habe ich eine simple Idee genutzt. Jeder Strahl, welcher jede “Episode” darstellt, besteht aus zwei überlagerten metrischen Strukturen, basierend auf einer spezifischen Proportion. Diese Strukturen sind der rechten und linken Hand des Pianisten zugeteilt und produzieren Polyrythmen, die den Kern der temporalen Domäne des Stücks bilden. Die Idee des Zyklus ist ein sehr zentraler Gedanke dieser Strukturen, da sie ungleicher Länge sind und nach ein paar Wiederholungen zusammenlaufen. Durch diese Idee des Zyklus unter Verwendung relevanter temporaler Geschwindigkeiten, repräsentieren diese zwei Hände zwei Rollen in ständiger Bewegung, welche zu einem temporalen Zwiespalt führen, somit eine immer fortwährende Reibung. Der Titel des Stücks (Monodromic), steht nicht im Zusammenhang mit der Bezeichnung monodromy aus dem Bereich der Algebra, noch verwendet es solch ein Funktionsmodell auf strukturellem Level. Es leitet sich vielmehr aus dem griechischen Wort monodromos (μονόδρομος) ab, welches “Einbahnstraße” bedeutet. Dieser Aspekt ist in der unverminderten einzelnen Kraft reflektiert, welche aus multiplen Schichten von Aktivität erstellt wurde und das Stück durchgehend charakterisiert. Hauptidee ist, dass trotz der Komplexität und Multiplizität dieser Schichten, das Stück seiner selbst nicht entfliehen kann, seiner ungelösten Anspannung und Instabilität. Eigentlich erschafft gerade seine zyklische Natur, mit allen rückkehrenden rhythmischen und Tonhöhenelementen dieser Texturen, dieses Phänomen. |
Nachwort (2010)
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Nachwort ist eine Komposition bestehend aus der Kombination von sich entwickelnden Zellen und Mustern. Diese Zellen haben klar definierte rhythmische Profile und melodische Konturen. Ihr auffälligstes Element ist eine Drohne: ein gehaltenes D # 4 am Pedal, welches durchgehend durch die ersten beiden Drittel des Stücks erklingt. Dies wird durch einen stufenweisen Abstieg ersetzt, der die unterste Grenze des Instruments überschreitet. Die Aufführung des Stücks stammt aus meinem Masterabschlusskonzert an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg am 9. Juli 2010. Der/die Organist/in, zieht es vor anonym zu bleiben.
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Reflections on a Fundamental (2016)
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Das Stück besteht aus drei Teilen, wobei der dritte Teil eine Art Bruch zu den anderen bildet. Es wird aus den verschiedenen Konfigurationen eines begrenzten Akkordmaterials hergestellt. Alle diese Aggregate haben die Tonhöhe A als Bezugspunkt. Die Gegenübersetzungen des Materials führen zu einem sich langsam entwickelnden Prozess in der Klavierstimme. Es gibt 4 vierstimmige Akkorde, die aus dem harmonischen Inhalt des Grundtons A extrahiert werden, mit wohltemperierten Annäherungen, die in streng metrische Muster verteilt werden, und sich selbst widerspiegeln. Die Reihenfolge dieser Verteilung wird durch eine vorkomponierte Matrix kontrolliert, die Symmetrien und Rotationen erzeugt. Die Kontrabassstimme ist von diesem Prozess relativ unabhängig und führt zu einer verzögerten Erwartung seiner endgültigen Ausbruchskadenz.
Das Präparieren bestimmter Klaviernoten spielt eine sehr wichtige strukturelle Rolle. Sie erzeugen nicht nur zwei Schichten von Tonfarbe, sondern dienen auch als Tonsignale mit mehr Perkussivcharakter, die die Verteilung der Töne der Klavierakkorde beeinflussen und verändern, sowie ihr Auftreten oder Fehlen innerhalb der metrischen Muster bestimmen. Dieses Werk konzentriert sich auf den mechanischen Aspekt der Musikprozesse, welches ein ästhetisches Streben in meinen neuesten Werken darstellt. |
Saturn the Son of Uranus (2018)
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In dem von Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim dreiteiligem Buch “De occulta philosophia (1531)” sind magische numerische Quadrate einer Ordnung von 3 bis 9 enthalten, die sieben Planeten zugeordnet sind - Saturn, Jupiter, Mars, Sol (Sonne), Venus, Merkur, Luna (Mond). Dieses Buch wurde in einer Vielzahl von Ritualen eingesetzt, um den Einfluss dieser Planeten und ihre Engel/Dämonen Einheiten hervorzubringen.
In diesem Stück entwickle ich eine heterogene und komplexe Textur, die durch überlagerte zyklische Ereignisse entsteht, welche sich zwar gleichzeitig und unabhängig voneinander bewegen, jedoch gemeinsame zeitliche Grundsätze haben, abgeleitet aus dem magischen Quadrat des Saturns. Bei diesen zyklischen Ereignissen handelt es sich um tonale harmonische Progressionen, welche nicht funktionell sind, und durch die sich die Periodizitäten ungleicher Längen abzeichnen. Meine Absicht besteht darin, texturale Vielfalt durch texturale Verschiebungen innerhalb jeder zyklischen Einheit zu schaffen, mittels Änderungen der Instrumentation. Diese Änderungen werden durch die Neugruppierung der Instrumente des Ensembles signalisiert, jedes Mal, wenn Zyklen ungleicher Länge nach einer Reihe von Wiederholungen konvergieren. |
The Angel Standing in the Sun (2021)
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Das Gemälde The Angel Standing in the Sun (1846)[1] von J. M. W. Turner hat mich immer schon beeindruckt, sowohl für seine emotionale Kraft, als auch die strukturelle Verwendung der Farben. Mehr noch als die hervorstechenden biblischen Bezüge, interessieren mich vor allem Turner’s Konzepte von Vision – radikal zu seiner Zeit – und Ideen parallel zu diesen, welche ich in meinen neuesten Kompositionen erforsche. Als eines der ersten Beispiele Westeuropäischer Gemälde, welches die etablierte Technik der Perspektiveherausfordert, erschwert The Angel die Priorisierung sowohl von Rollen des Vorder-als auch des Hintergrunds, sowie Figuren von ihrer Umgebung zu trennen. Dies geschieht hauptsächlich aufgrund der speziellen Verwendung des Lichts und der Diffusität der Farben.
Meine Intention in diesem Stück ist es vor allem eine Klangtextur “geschmolzener Natur” zu erreichen, in der gegensätzliche Elemente zwar existieren, aber gedämpft bleiben. Für diese Idee, habe ich starke Inspiration aus der Lichtmasse des Bildes gewonnen, welche sich heftig auf der Leinwand beugt und gleich einer Vortex-ähnlichen Strahlung aus dem Zentrum ist. Um diese Intention zu verwirklichen, habe ich an Kompositionskonzepten gearbeitet, die meine neuere Arbeit charakterisieren, wie beispielsweise Ambiguität zwischen Ereignissen im Vorder- und Hintergrund und graduelle Transformation von Klangobjekten, die eher neu angeordnet werden als sich wirklich zu entwickeln. Diese Objekte verhalten sich in einem geschlossenen Raum in dem Rotationen, welche oft unvollständig sind passieren, Teile ihres Prozesses versteckend. Um akkustische Fruchtbarkeit in diesem Raum zu erreichen, habe ich mich auf zwei Ideen gestützt: (a) die Entwickung paralleler Zyklen (b) die Verwendung des Pianisten als Reisenden durch verschiedene Texturen, komponiert für jede der fünf Sektionen des Stücks. Durch diese Reise, möchte ich die ständige Erneuerung der Signifikanz seiner Rolle erreichen, welche sonst während des Stücks andauert. Diese Texturen basieren auf Charaktere/Details aus Turner’s Gemälden und sind verschiedenen Instrumenten-Gruppen mit priorisierten Rollen zugeordnet. Große Unterstützung für die oben beschriebene Kompositionsziele dieses Projekts habe ich durch die heterogene Natur des Ensembles erfahren. Das Stück ist ein Auftrag des Palimpsest Ensembles mit Dirigent Steven Schick. Ich bin ihm zutiefst dankbar für diese wundervolle Möglichkeit. [1] Ein digitales Bild des Gemäldes kann unter folgendem Link aufgerufen werden: https://www.tate.org.uk/art/artworks/turner-the-angel-standing-in-the-sun-n00550 |
The Lift (2017)
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Dieses Stück wurde von dem ECCE Ensemble für das Etchings Sommerfestival 2017 in Auvillar, Frankreich in Auftrag gegeben, wo es am 2. Juli unter dem Dirigenten Jean-Philippe Wurtz in der Chapelle St. Catherine du Port uraufgeführt wurde.
The Lift ist als Übergang von einem anfänglichen nervösen Charakter, der mechanisch und emotional trocken klingt, zu einem letztlich statisch und tranquilen Charakter konzipiert. Dieser letzte Teil ist im Gegensatz zum vorangehenden konsonant, reich an tonalen Hinweisen und hochexpressiv. Der Übergang umfasst zudem einen Mittelteil, in dem das gesamte Ensemble seine größte Aktivität entwickelt, wodurch sich rasch bewegende Texturen und am Ende ein anspruchsvoller, schnellerer, Teil für das Cello geschaffen werden. Dieser Übergang symbolisiert das Überschreiten einer materialistischen “trivialen” Umgebung über die Grenze einer zweiten immateriellen, die weder physisch präsent noch bekannt oder erkennbar ist. |
Timbral junctions (2019)
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Timbral junctions, eine Etüde über Instrumentierungsstrategien, befasst sich mit psychoakustischen/kognitiven Themen im Zusammenhang mit der Orchestrierung. In diesem Stueck untersuche ich die Idee von zyklischen Tonhöhestrukturen und Möglichkeiten, wie sie durch Klangfarbe verdeutlicht werden können. Mit dieser Idee schaffe ich eine ständige Schwankung zwischen dem Vordergrund- und dem Hintergrundmusikmaterial, mit der die Grenzen zwischen den Differenzierungen verwischt und durch diese Strategie Mehrdeutigkeit geschaffen werden sollen.
Anstatt das Quartett als ein Ensemble zu behandeln, wird es zu einem einzigen hyperaktiven Instrument. Die hohe Virtuosität, die jedes Instrument in Kombination mit der Verwendung zeitgenösischer Spieltechniken entwickelt, schafft Musikschichten, die den fruchtbaren Bereich zwischen der Vermischung und der Trennung der Musikklangfarbe bei der Orchestrierung untersuchen. In diesem Stück gibt es mehrere Momente, in denen Hintergrundereignisse verdeckt werden, aber dennoch klangfarbige Auswirkungen auf die Gesamtheit des Klangs haben. Dies führt zu neuartigen – und komplexen – Sonoritäten, die zum ersten Mal in meiner kreativen Arbeit auftreten. |
Time (2015)
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Time ist mein erstes Klaviersolo Stück. Es wurde im Winter 2015 komponiert und ist dem Pianist, dem Kollegen und Freund Kostas Tsafis gewidmet. Das Stück ist in zweiteiliger Form geschrieben und nutzt zwei verschiedene Elemente: eine Kombination wiederholter verminderter Akkorde in sich verändernder rhythmischer Konfigurationen und der Idee der Arpeggiation. Die Wiederholungen folgen vorkomponierten Mustern, die ihre Zahl, die Notendauer und die metrischen Einheiten kontrollieren.
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Der gesamte Inhalt (Musik, Aufnahmen, Videos, Essays) und diese Website sind das alleinige Eigentum von Ioannis Mitsialis
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